1716 – Triebwagen „Großer Hecht“

Fahrzeugdaten

Baujahr:1931
Hersteller:Waggonfabrik Busch/Bautzen
Sitzplätze:36
EDV-Nummer:201 303-1
Gewicht:21.000 kg
Länge:14.500 mm
Fahrgestell:zweiachsige Drehgestelle, Bauart Niesky
Lager:Rollenlager
Achsabstand:1.800 mm
Radreifendurchmesser:650 mm
Drehzapfabstand:5.000 mm
Motoren:4 Halbspannungsmotoren GBV 237 H, Sachsenwerk Niedersedlitz
Motorenleistung:4 x 55 kW
Betriebsbremse:elektrodynamische Widerstandsbremse
Zusatzbremse:4 Magnetschienenbremsen
Feststellbremse:Handbremse als Ankerbremse
Fahrschalter:Unterflurzentralfahrschalter mit Nockenschaltwerk, Sachsenwerk Niedersedlitz
Foto Triebwagen 1716
Foto: Lutz Liebing
Foto Triebwagen 1716 Innenansicht
Foto: Lutz Liebing

Fahrzeuggeschichte

Der „Große Hecht“, der seinen Namen seinen spitz zulaufenden Wagenenden verdankt, prägte über 40 Jahre das Bild der Dresdner Straßenbahn. Die Entwicklung begann 1930, als Alfred Bockemühl gemeinsam mit dem Sachsenwerk einen völlig neuartigen Fahrzeugtyp erschuf. Zahlreiche Neuerungen sollten diesen Fahrzeugtyp über einen langen Zeitraum zu dem Aushängeschild der Dresdner Straßenbahn machen: Dem Fahrpersonal war es vergönnt, erstmals in einer abgeschlossenen Kabine sitzend seine Tätigkeit zu verrichten. Der neue druckknopf- und pedalgesteuerte Unterflurfahrschalter führte gemeinsam mit den vier Halbspannungsmotoren GBV 237 H mit einer jeweiligen Leistung von 55 kW zu neuen, höheren Reisegeschwindigkeiten. Ein vollbesetzter Zug schaffte in der Geraden bis zu 60 km/h. Die Fahrgäste konnten im Bauhausstil gehaltenem Inneren des Wagens durch sechs große Seitenfenster auf lederbespannten Stahlrohrsitzen den Ausblick genießen. Die Züge des Großen Hechts wurden zumeist auf der Linie 11 nach Bühlau eingesetzt. Erst mit der neuen Fahrzeuggeneration des Tatra T4D, die ab 1969 in Doppeltraktion auf der Linie 11 zum Einsatz kamen, wurden die Großen Hechte bis zu ihrer Abstellung im August 1972 auf den Linien 1 (Coschütz – Johannstadt), 8 (Hellerau – Leutewitz) und E7 (Wölfnitz – Industriegelände) eingesetzt.

Der in unserem Straßenbahnmuseum erhaltene Hechtwagen 1716 wurde in der Waggonfabrik Linke-Hofmann-Busch AG vorm. Busch in Bautzen aus der Seite 1715 – 1724 gebaut und ging 1931 zunächst mit der Nummer 1722 in Betrieb. Zusätzlich zu seiner cremefarbenen Lackierung besaß er zunächst einen grünen Zierstreifen, bevor dieser 1939 durch drei braune Zierstreifen ersetzt wurde. Zwischen 1951 und 1954 erhielten alle Hechtwagen eine Generalreparatur, bei der beispielsweise eine kombinierte Leuchtstoffröhren- und Glühlampenbeleuchtung mit sechs Stromkreisen sowie eine Kleinspannungsanlage zum Betrieb des Scheinwerfers, der Blink- sowie der Brems- und Schlussleuchten eingebaut wurde. Der originale Lederbezug der Fahrgastsitze wurde durch Kunstlederbezug ausgetauscht. Gleichzeitig wurden die alten Drehgestelle durch die Bauart „Görlitz“ ersetzt und mit Schienenbremsen ausgerüstet. Seine heutige angeschriebene Fahrzeugnummer erhielt er am 23. September 1952 als 1716II. Seit 1972 gehört der Triebwagen gemeinsam mit seinem Beiwagen 1314 im Zustand von 1956 zu den historischen Wagen. Durch das Straßenbahnmuseum Dresden e. V. wurde er 1992 übernommen. In den darauffolgenden Jahren wurden die Motoren, das Schaltwerk sowie die elektrische Ausrüstung und das Dach inklusive Aufbauten sukzessive aufgearbeitet. Um Schäden an Motoren und am Schaltwerk aufgrund der mittlerweile deutlich höheren Spannungsspitzen im Stromnetz zu verhindern, sind die Fahrstufen der Parallelschaltung seit 2001 blockiert. Die maximale Geschwindigkeit des vollbesetzten Wagens beträgt dennoch immer noch 50 km/h, wenn auch nun ein längerer Beschleunigungsweg notwendig ist.

Schon gewusst?

  • Für den Einsatz des Großen Hechts sind neben dem Fahrpersonal weitere Personale als Schaffner notwendig. Diese hohen Personalaufwendungen führten 1972 dazu, dass ein Weiterbetrieb dieses Fahrzeugtyps im Fahrgasteinsatz aufgrund Personalmangels nicht mehr möglich war.
  • Die jeweils nicht genutzte Fahrerkabine lässt sich nahezu komplett „wegklappen“, sodass der dabei entstehende Platz durch stehende Fahrgäste genutzt werden kann.

Fahrzeugnummern

  • Ab Inbetriebnahme 1931: 1722
  • Ab 23. September 1952: 1716II
  • Ab 1. Oktober 1971: 206 016-7
  • Ab 1972: 1716II (intern: 729 003-8)
  • Ab 1983: 1716II (intern: 201 303-1)

Lackierungen

  • Ab Inbetriebnahme: creme mit grünem Zierstreifen
  • Ab 1939: creme mit drei brauen Zierstreifen