734 – Triebwagen „MAN“
Fahrzeugdaten
Baujahr: | 1913 (Umbau 1966) |
Hersteller: | Waggonfabrik Busch/Bautzen (Umbau Verkehrsbetriebe Dresden) |
Sitzplätze: | 22 |
EDV-Nummer: | 201 305-6 |
Gewicht: | 13.200 kg |
Länge: | 9.360 mm |
Fahrgestell: | MAN I |
Lager: | Gleitlager |
Achsabstand: | 3.500 mm |
Radreifendurchmesser: | 820 mm |
Motoren: | Siemens DU 531 |
Motorenleistung: | 2 x 37 kW |
Betriebsbremse: | elektrodynamische Widerstandsbremse |
Zusatzbremse: | 2 Magnetschienenbremsen |
Feststellbremse: | Handbremse mit Achtklotzbremse |
Fahrschalter: | Schleifringfahrschalter AEG |
Fahrzeuggeschichte
Mit einer Länge von 9360 mm gehört der MAN-Einrichtungstriebwagen 734 zu den großen Triebwagen. Gebaut wurde unser heutiges Museumsfahrzeug zunächst als Zweirichtungswagen in Holzbauweise in der Waggon- und Maschinenfabrik vormals Busch in Bautzen. Er entstammt der Serie 726 – 750 und ging 1913 mit der Nummer 748I bei der Städtischen Straßenbahn zu Dresden in Betrieb. Die elektrische Ausrüstung bestand aus zwei AEG U 140 D-Motoren (30,2 kW) und zwei Bergmann-Schaltern BGS 3. Die Bezeichnung „MAN“ geht dabei auf den Hersteller des Fahrgestells zurück.
Seinen ersten großen Umbau erlebte der Wagen bereits drei Jahre später, als 1916 der sogenannte Balkanzug entwickelt wurde. Mit diesem Versuchszug – bestehend aus dem Triebwagen 735I, dem mittig eingehängten Beiwagen 372 sowie dem Triebwagen 748I – sollte die Mehrwagensteuerung erprobt werden. Dazu wurden zusätzlich die normalen Pufferkupplungen zwischen den Wagen durch eine feste Zugverbindung ersetzt. Zwischen den Wagen auf beiden Seiten waren die damals üblichen Schutzgitter eingesetzt. Zusätzlich verfügte der Zug über je zwei Schläuche zwischen den Wagen, zur Aufnahme der elektrischen Leitungen für den Antrieb und für die Druckluftbremse des hinteren Triebwagens. 1920 endete das Projekt und der zusammenhängende Dreierzug wurde wieder aufgelöst.
Ein weiterer Umbau erfolgte 1929. Hierbei wurde vor allem die Beleuchtungseinrichtung verändert: ab sofort waren die Scheinwerfer in die Plattformbleche integriert und auf dem Dach befanden sich Ecklaternen für die Liniennummernschilder. Gleichzeitig wurden die Widerstände auf das Dach verlegt und zwei neue AEG-Fahrschalter FB 1 eingebaut. Im November 1934 verlor er seinen bis dahin städtischen Anstrich und wurde creme mit grünem Zierstreifen und Stadtwappen lackiert. Am 30. April 1939 wurden die Ecklaternen durch den noch heute vorhandenen Zielfilmkasten ersetzt, um zukünftig auch auf der Strecke Linienwechsel durchführen zu können. Die Zierstreifen und das Stadtwappen wurden 1943 durch drei braune Zierstreifen und das Flügelwappen ersetzt. Der hohe Bedarf an Straßenbahnwagen, der nicht durch Neubaufahrzeuge gedeckt werden konnte, führte zu verschiedenen Modernisierungen ab den 1950er Jahren. 1956 wurden beispielsweise Schiebetüren, Fahrersitze und große Frontscheiben eingebaut, was die Bedingungen für das Fahrpersonal deutlich verbesserte. Kurz darauf bekam der Wagen seine heutige Wagennummer 734II. Im Rahmen einer weiteren Modernisierung 1966 wurde der Wagen zum Einrichtungswagen in Gemischtbauweise umgebaut. Zwar endete nach 58 Jahren 1971 sein aktiver Liniendienst, bis 1975 wurde er jedoch als Arbeitswagen verwendet. Ein danach begonnener Umbau zum reinen Schleppwagen für Tatra-Drehgestelle wurde glücklicherweise abgebrochen, sodass der ab 1982 als Lehrlingsprojekt dienen konnte. Der Wagen wurde dabei für den Personenverkehr wieder hergerichtet und auch von den Lehrlingen lackiert. Seit dem 25. April 1983 ergänzt er die Oldtimerflotte des VEB (K) Verkehrsbetriebe der Stadt Dresden und konnte 1992 ebenfalls durch das Straßenbahnmuseum Dresden e. V. übernommen werden. Wegen fehlender Hauptuntersuchung folgten jedoch weitere Jahre der Abstellung. Ab 1997 erfolgte schrittweise die Aufbereitung des Wagens mit der Überholung des Fahrgestells, des Fahrschalters, des Wagenkasten und der elektrischen Ausrüstung. Seit einer Hauptuntersuchung im Jahre 2015 ist er endlich wieder im Streckennetz der Dresdner Straßenbahn unterwegs. Vorrangig erfolgt sein Einsatz mit dem Normalbeiwagen 1029.
Schon gewusst?
- Durch den Einbau eines Zielfilmkastens statt der einst üblichen Klappschilder war es möglich, auch während des täglichen Einsatzes die Linie zu wechseln. Dies wurde notwendig, da zur Optimierung des Fahrplans Linienübergänge auch im Streckennetz eingeplant wurden.
- 1929 wurden die Dachscheinwerfer entfernt und in die Plattformbleche zwei neue Scheinwerfer eingelassen. Dies verbesserte die Straßenbeleuchtung und verringerte die Blendung entgegenkommender Fahrzeuge.
Fahrzeugnummern
- Ab Inbetriebnahme 1913: 748I
- Ab 22. Juni 1959: 734II
- Ab 1. Oktober 1971: 203 734-4
- Ab 1975: 729 038-4
- Ab 1983: 734 (intern: 201 305-6)
Lackierungen
- Ab Inbetriebnahme: weiß/gelb
- Ab 13. November 1934: creme mit grünem Zierstreifen und Stadtwappen
- Ab 6. April 1943: creme mit drei braunen Zierstreifen und Flügelwappen